PARKSCHLÖSSCHEN
Seit Jahrhunderten gehört zur Villa die stilisierte, idealisierte Natur in Form einer Gartenanlage, die die beabsichtigte Distanz zur Außenwelt ermöglichte. In diesem Zusammenhang steht das Hainichener Parkschlösschen mit englischem Landschaftsgarten, das ein frühes, qualitätvolles Beispiel einer bürgerlichen Villa in Deutschland darstellt.
Im Juli 1850 erhielt der Rentier Julius Herrmann Werner (1819–1860) die Genehmigung zum Bau eines neuen Garten-Wohnhauses in seinem seit Anfang der 1840er Jahre angelegten, ca. 8 ha großen Gartengelände.
Das Gebäude mit einem oktogonen Treppenturm errichtete innerhalb von zwei Jahren der Hainichener Maurermeister Johann Gottfried Krumbiegel (1801–1869) sehr wahrscheinlich unter maßgeblicher gestalterischer Einflussnahme des Bauherrn. Werner, literarisch-musikalisch und kulturgeschichtlich interessiert, hatte Reisen durch Frankreich, Italien, Spanien, Belgien und die Türkei unternommen, die sein ästhetisches Empfinden geprägt haben dürften. So wird das Gebäude zur Versteigerung nach seinem Tod als »im modernsten Geschmack erbautes und in der Immobiliarversicherungscasse über 18 000 Thlr. taxiertes massives, herrschaftliches Wohngebäude« beschrieben. Nach mehreren Besitzerwechseln gelangte der Privatpark 1899 in städtisches Eigentum.
Die Stadt nutzte das Parkschlösschen bis 1984 als Wohnhaus, vermietete aber das Erdgeschoss in den Jahren 1900 bis vermutlich 1929 als Gastwirtschaft. Seit 1985 befindet sich hier das Gellert-Museum Hainichen.